Berührende Worte über die Seele, das Herz und die Liebe: Zitate von Rumi
Dschalāl ad-Dīn Muhammad Rūmī gehört zu den bekannten persischen Sufi-Mystikern aus dem 13. Jahrhundert. Unter dem Namen Rumi, gab der Gelehrte seine Zitate an die Nachwelt weiter. Sie verdeutlichen seine Sicht auf die Welt und den Glauben an das göttliche Wirken. Von seinen Anhängern – allen voran den Derwischen – erhielt er den Beinamen Maulana, „unser Herr“.
Wer ist Rumi?
Dschalāl ad-Dīn Muhammad Rūmī – kurz Rūmī genannt oder im Persischen auch als Maulawī bekannt. Rumi war ein persischer Sufi-Mystiker und Gelehrter und einer der bedeutendsten persischsprachigen Dichter des Mittelalters.
Rumi begann nach dem Tod seines besten Freundes mit dem Schreiben. Seine Worte zeugen von Hoffnung und Schönheit. Sie gleichen der letzten Blume am Straßenrand und helfen uns, unseren Weg zu erleuchten. Fühlst Du Dich in der Welt allein, liest Du die Zitate von Rumi mit offenem Herzen. Sie sprechen Dir Mut zu und helfen Dir, an Deinen Wert – auch in den Augen des Göttlichen – zu glauben.
1. Meine Religion ist Liebe. Jedes Herz ist mein Tempel.
Rumi sieht die Liebe als stärkste Kraft an. Öffnest Du Dein Herz für andere Menschen und ihre Sorgen, gibst Du Licht und Hoffnung weiter. Durch das „Predigen von Liebe“ macht der bedeutende persische Dichter des Mittelalters die Herzen seiner Zuhörer zu Tempeln. Wie in einer Moschee gibt er seine Lehren – die Liebe – weiter. Aufgrund der Schönheit dieser Worte gehören sie zu den beliebtesten und bekanntesten Zitaten von Rumi.
2. Ich will singen wie die Vögel singen, ohne mich zu sorgen, wer zuhört oder was sie denken.
Die menschliche Seele braucht schöpferische Freiheit und die Möglichkeit, sich zu entfalten. Fühlst Du Dich glücklich, lebe dieses Glück aus, ohne Dich um die Blicke oder Worte anderer zu sorgen. In unserer heutigen Gesellschaft führt die freie Glücksäußerung – beispielsweise durch spontanes Singen oder Tanzen – zu scheelen Blicken. Diese sollten Dich nicht abhalten, Deiner Freude Ausdruck zu verleihen. Sie gehört wie das Singen der Vögel zu Deinem Wesen.
3. Dankbarkeit ist Wein für die Seele, komm, betrinke Dich!
Dankbarkeit entsteht, wenn Dir ein Mensch etwas Gutes tut. Du fühlst Dich wertgeschätzt und glücklich. Aus dem Grund führt der Dank zu einem angenehmen Gefühl, das die Seele berauscht. Er gleicht dem Genuss eines guten Weins. Trinkst Du keinen Alkohol, vergleichst Du die Dankbarkeit beispielsweise mit einem Stück Schokolade.
Der Vergleich mit Wein zeigt jedoch, dass übermäßige Dankbarkeit zu einem Rausch führt. Unter Umständen verlockt das Gefühl, sich auf andere und deren Gutmütigkeit zu verlassen, zu einem Übergenuss. Dieser sorgt bei Wein zu einem schweren Kopf und Bauchschmerzen. Bei Dank kommt es zu einem Gefühl der Schuld. Daher gilt es, den Genuss in Maßen zu suchen.
4. Gestern war ich klug und wollte die Welt verändern. Heute bin ich weise und möchte mich verändern.
Vertraust Du Deinem Verstand, siehst Du Dich in der Lage, Deine Umwelt nach Deinen Bedingungen zu verändern. Das kostet Kraft und geht in kleinen Schritten voran. Schnell wendet sich diese Veränderung gegen Dich oder entspricht nicht länger Deinen Wünschen.
Weisheit bedeutet laut Rumi, sich der Welt anzupassen. Das bedeutet nicht, dass Du Deine Individualität aufgibst. Du findest heraus, wie Du am besten auf eine Situation reagierst. Das erleichtert es Dir, ein Problem zu lösen.
5. Da gibt es eine Stimme, die keine Worte benutzt – höre ihr zu.
Eine wortlose Stimme beschreibt beispielsweise die göttliche Eingebung oder das Gewissen. Dein Bewusstsein, die Intuition, äußert sich nicht wortreich. Du vernimmst die Stimme als Gefühl. Dieses hilft Dir, Deinen Lebensweg zu gehen. Aus dem Grund solltest Du auf Dein Bauchgefühl hören.
6. Ich war ein Suchender und bin es immer noch, aber ich habe aufgehört, die Bücher zu fragen und die Sterne – und angefangen, auf die Lehren meiner Seele zu hören.
Auf die Fragen in Deinem Herzen geben Dir Wissen und Weissagung keine Antwort. Deine Seele, Dein Unterbewusstsein verraten Dir, wie Du mit der Liebe umgehst.
7. Ich suchte in Tempeln, Kirchen und Moscheen. Aber ich fand das Göttliche in meinem Herzen.
Viele Zitate von Rumi beschäftigen sich mit dem Göttlichen. Wir verbinden es oft mit der Kirche und der Religion. Diese bedeutet für zahlreiche Menschen Hilfe bei der Suche nach Glück, Liebe und Erkenntnis. Das Göttliche, die Seele, erhältst Du nicht durch die Worte eines Geistlichen. Du findest es in Deinem Inneren.
8. Das Leben ist kurz wie ein halber Atemzug – pflanze nichts als Liebe.
Für Rumi stellt die Liebe die Lebensessenz dar. Andere Errungenschaften sind ihr untergeordnet. Für ihn geht es im Leben darum, Liebe zu verbreiten. Dieses Ziel sollen die Menschen mit ganzem Herzen verfolgen. Konzentrieren sie sich auf andere Werte, fehlt ihnen unter Umständen die Zeit, ihre Ziele zu erreichen. Für die Liebe reicht der kurze Augenblick, den unser Leben in der Zeitgeschichte darstellt.
9. Zünde Dein Leben an und suche die, die Deine Flammen nähren.
Um für ein Lebensziel zu entbrennen, brauchst Du den notwendigen Zunder. Beispielsweise geben Dir Dein Partner oder Deine Kinder Kraft. Umgibst Du Dich mit Menschen, die ebenfalls „Feuer und Flamme“ für Deine Ziele sind, zehrst Du von ihnen, wie sie von Dir zehren.
10. Die Welt ist ein Berg, und alles, was man je von ihr zurückbekommt, ist der Widerhall der eigenen Stimme.
Ein Berg stellt auf Deinem Weg ein Hindernis, das es zu überwinden gilt, dar. Die Welt verändert sich nicht zu Deinen Gunsten. Deine Lebensaufgabe besteht darin, in ihr zu bestehen. Das gelingt durch Liebe und Verständnis. Begegnest Du Deinen Mitmenschen mit Mitgefühl, erhältst Du dieses zurück. Benimmst Du Dich egoistisch oder ungerecht, erntest Du den Widerhall Deines Handelns.
11. Deine Aufgabe ist nicht die Liebe zu suchen, sondern nur all die Hindernisse in dir zu suchen und zu finden, die du dagegen aufgebaut hast.
Laut Rumi brauchst Du die Liebe nicht zu suchen. Sie befindet sich überall. Baust Du Hindernisse gegen sie auf, spürst Du sie nicht. Dementsprechend besteht die Lebensaufgabe des Menschen im Abbau dieser Grenzen.
12. Zeige dich, wie du bist oder sei, wie du dich zeigst.
Eine Differenz zwischen Sein und Schein sieht Rumi als Zwiespalt der Seele an. Zeigst Du Deine Individualität, bist Du im Reinen mit Dir.
13. Binde zwei Vögel zusammen; sie werden nicht fliegen können, obwohl sie nun vier Flügel haben.
Die Kraft der Freiheit steht dem vermeintlich Möglichen gegenüber. Besitzt Du die Mittel, einen Traum zu verwirklichen, nützen sie wenig, wenn Du Dir diesen versagst. Deine individuelle Freiheit des Geistes ermöglicht es Dir, die Flügel auszubreiten.
14. Du bist kein Tropfen im Ozean, Du bist ein gesamter Ozean in einem Tropfen.
Siehst Du Dich als unbedeutendes Rad in einem Getriebe, schöpfst Du Dein Potenzial nicht aus. Rumi sieht den Menschen als komplexes Gefüge aus Liebe, Weisheit und Freiheitsdurst, eingeschlossen in die irdische Hülle.
15. Frei ist der, den die Beleidigungen der Menschen nicht schmerzen, und ein Held ist, wer den nicht beleidigt, der es verdient hätte.
Freiheit setzt Rumi mit Selbstwert gleich. Vertraust Du Dir und Deinem Handeln, hörst Du nicht auf die Worte von Zweiflern. Beleidigt Dich ein Mensch, versucht er, Dein Selbstbewusstsein zu untergraben. Beispielsweise geschieht das, weil Du in seinen Augen einen Fehler machst. Siehst Du eine Person, die sich Deiner Meinung fehlerhaft benimmt, und beleidigst Du sie nicht, zeugt das von seelischer Stärke.
16. Nur wenn der Mensch des Äußeren beraubt wird wie Winter, besteht Hoffnung, dass sich ein neuer Frühling in ihm entwickelt.
Oberflächlichkeiten führen laut Rumi zu einem Verdorren der Seele. Unter Umständen vergessen Menschen über Machthunger oder Geldgier, der Liebe Ausdruck zu verleihen. Verlieren sie materielle Güter oder ihre oberflächliche Schönheit, stirbt ihr altes Ich. Die Möglichkeit, dass neue Erkenntnisse sprießen, besteht.
17. Deine Schmerzen sind Boten – höre auf sie.
Körperliche oder seelische Schmerzen weisen auf ein Problem hin. Sie bieten Dir die Chance, dieses aufzufinden und zu lösen. Aus dem Grund ergibt es keinen Sinn, einen Schmerz zu ignorieren. Dadurch verschwindet er nicht. Schlimmstenfalls vergrößert sich die zugrundeliegende Problematik.
18. Am Ende ist ein Mensch alles müde, nur des Herzens Verlangen und der Seele Wanderung nicht.
Oberflächliche Vergnügungen befriedigen den Menschen kurzzeitig. Wahre Befriedigung findet er durch Liebe und Selbstverwirklichung. Diese Bedürfnisse bleiben bis ins hohe Alter.
19. Du fragst nach einer Rose – lauf vor den Dornen nicht davon. Du fragst nach dem Geliebten – lauf vor dir selbst nicht davon.
Alle Dinge im Leben besitzen zwei Seiten: die Schönheit und den Schmerz. Wie die Rosen Dornen aufweist, zeigt die Seele des Menschen eine dunkle Seite. Durch die Liebe versuchen wir, unser Inneres zu erhellen. Oft verbergen wir einen Teil von uns, den wir unserem Partner aus Angst vor Zurückweisung vorenthalten. Wahre Liebe ist jedoch kompromisslos. Um sie zu erlangen, dürfen wir keine Angst vor unserem Inneren haben.
20. Die Erde ist hungrig. Bald wird sie einen fetten Brocken bekommen und Ruhe geben.
Diesen Satz sprach Rumi kurz vor seinem Tod im Jahr 1273. Im Osten der Türkei, in Konya, gab es zu dieser Zeit mehrere Erdbeben. Die Menschen fürchteten sich, sodass der persische Dichter ihnen auf diese Weise Mut zusprach. Wenige Tage später, am 17. Dezember 1273, starb er. Sein letztes berühmtes Zitat zeugt von seiner Weltsicht, die Spuren des göttlichen Wirkens in allem sahen.