Obwohl gerade Frauen eine höhere Emotionalität als Männern zugeschrieben wird tritt bei Gefühlskälte bei Frauen öfters auf als bei Männern. Während bei dem männlichen Geschlecht die rationale Seite mehr ausgeprägt ist, reagiert das weibliche Geschlecht gefühlsbezogener. Auch innerhalb der Geschlechter lassen sich Differenzierungen ausmachen. So zeigen manche Frauen übermäßig viele Gefühle, während andere gar keinen Zugriff auf ihre Emotionen zu haben scheinen. Letzteres nennt sich gefühlskalt oder gefühlsblind. Gefühlskälte bei Frauen kommt gar nicht so selten vor – vor allem für eine Partnerschaft stellt dieses Phänomen eine enorme Belastung dar.
Das musst du wissen:
- Gefühlskälte (Alexithymie) ist ein Persönlichkeitsmerkmal, welches mit einer gedämpften Emotionalität einhergeht.
- Alexithymie ist (noch) keine Krankheit im herkömmlichen Sinne, sie lässt sich aber bei den psychosomatischen Beschwerden einordnen.
- Gefühlskälte bei Frauen tritt nicht nur gegenüber dem Partner und allgemein erwachsenen Menschen, sondern auch in Bezug auf die eigenen Kinder auf.
- Die Ursachen für Gefühlskälte bei Frauen liegen meist in der Vergangenheit und gehen oftmals mit mangelnder emotionaler Intelligenz einher.
Was bedeutet Gefühlskälte?
Der Fachbegriff für Gefühlskälte oder Gefühlsblindheit ist Alexithymie. Dabei handelt es sich um ein Persönlichkeitsmerkmal beziehungsweise einen psychischen Zustand teilweiser oder vollkommener Emotionslehre. Betroffene spüren weder positive Gefühle (Freude, Liebe, Glückseligkeit, Ektase …) noch negative Emotionen (Trauer, Wut, Verzweiflung …).
Je nachdem wie stark die Alexithymie ausgeprägt ist, reagieren Sie auf äußere Umstände und andere Menschen gleichgültig und emotionslos. Bei einer nicht so starken Ausprägung ist das Gefühlsempfinden nur abgeschwächt und nicht vollständig erloschen. Hier wird auch der Begriff Gefühls-Legasthenie verwendet.
„Es handelt sich bei Alexithymie um keine psychische Krankheit, auch wenn sie ein Konzept der psychosomatischen Krankheitslehre ist.“
Psychosomatisch bedeutet das Zusammenspiel aus seelischen und körperlichen Beschwerden. Alexithymie ist auch kein medizinischer Begriff im herkömmlichen Sinne, sondern eher eine Art Kunstwort. Es kommt aus dem Griechischen und setzt sich aus a, lexis und thymos zusammen. Übersetzt heißt das so viel wie die Unfähigkeit, Gefühle ausdrücken und auch lesen zu können. In vielen Fällen reagieren die Betroffenen auf belastende Ereignisse oder emotionale Situation mit körperlichen Symptomen statt mit Gefühlsregungen.
Ursachen für Gefühlskälte bei Frauen
Ein Grund, warum Alexithymie nicht zu den definierten Krankheiten zählt ist, dass man bisher keine eindeutigen Ursachen ausfindig machen könnte. Aus diesem Grund wird sie eher den Persönlichkeitsmerkmalen zugeschrieben. Zum einen liegt eine Störung in der sogenannten Affektfähigkeit vor. Diese beschreibt das Auftreten eines starken Erregungszustandes, der mit einer Anspannung und Gemütsveränderung einhergeht. Sicherlich kennst du die Bezeichnung „aus dem Affekt handeln“.
Damit bezeichnen wir unüberlegtes irrationales Handeln – Dinge die wir einfach tun oder sagen, ohne dabei an die Konsequenzen zu denken. Diese Affektivität ist bei gefühlskalten Menschen nur sehr schwach oder gar nicht ausgeprägt. Zum anderen geht Gefühlskälte auch häufig mit fehlender emotionaler Intelligenz einher. Die Mangel entsteht häufig schon in der Kindheit, zum Beispiel wenn dem Kind gegenüber wenig Liebe und Aufmerksamkeit gezeigt wird. Gefühlskälte bei Frauen und eine niedrigere emotionale Intelligenz zeigen sich durch folgende Probleme:
- eigene Gefühle wahrzunehmen und zu analysieren,
- Gefühle von anderen Menschen zu erkennen und zu deuten,
- körperliche von seelischen Empfindungen zu unterscheiden,
- emotionale angemessen zu reagieren,
- Gefühle gezielt einzusetzen (beispielsweise um ein Ziel zu erreichen),
- emphatisch sich selbst und anderen gegenüber zu sein oder
- fantasievoll und kreativ zu denken.
Auch traumatische Erlebnisse, wie der Verlust eines geliebten Menschen oder Missbrauchs- und Gewalterlebnisse können zu Gefühlskälte bei Frauen führen. Der Mangel an emotionalen Empfindungen ist dann eine Art Selbstschutzmechanismus. Frauen, denen großer Schmerz zugeführt wurde, schützen sich mit einer Lahmlegung ihrer Gefühle vor erneuten Verletzungen.
Da unsere Emotionen ein wichtiges Interaktions- und Kommunikationsmittel sind, haben es Betroffene oftmals schwer sich in sozialen Situationen zurechtzufinden. Auf andere wirken sie unbeteiligt, desinteressiert, verschlossen und kalt. Der Umgang mit gefühlskalten Menschen ist besonders schwer, weil der andere nie weiß, wie er sich verhalten soll. Normalerweise spiegeln wird das Verhalten der anderen durch unsere Emotionen und geben damit Signale, was wir möchten und was nicht.
Gefühlskälte bei Frauen als Belastungsprobe für die Beziehung
Ein großes Problem stellt Alexithymie in Partnerschaften und Liebesbeziehungen dar. Das ist nicht verwunderlich, so sind Beziehungen von Natur aus von Liebe und Emotionen geprägt. Fehlen diese plötzlich oder kommen gar nicht erst zustande, führt das meist zu Unverständnis und ernsthaften Beziehungsproblemen.
Gefühlskälte bei Frauen erkennst du vor allem daran, wenn sie in intimen Momenten eher sachlich und zielorientiert reagiert. Normale und eigentlich schöne Liebesbekundungen, wie Händchen halten, Küssen, Streicheln oder Umarmen führen zu keiner emotionalen Gegenreaktion, sondern werden einfach hingenommen. Von ihr aus entstehen derartige romantische Avancen eigentlich nie, sondern immer nur von dir aus.
Handlungen werden von ihr in der Regel faktenorientiert ausgeführt und auch das Thema Sexualität wird nicht mit (mehr) Sinnlichkeit und Hingabe in Verbindung gebracht, sondern mit Funktionalität. Gefühlskälte bei Frauen zeigt sich auch dadurch, dass auf die Emotionen des Partners häufig nicht reagiert wird, da diese nicht eingeordnet werden können.
So gehst du mit fehlenden Emotionen in der Partnerschaft um
Gefühlskälte bei Frauen und fehlende Emotionalität in der Partnerschaft sind ein grundsätzliches Problem, was je nach Ausmaß in therapeutische Hände gehört. Nicht nur die Partnerin auch der Mann sollte an der Therapie teilnehmen. Ansonsten kannst du als betroffener Mann nur versuchen, deiner Partnerin gegenüber Verständnis zu zeigen. Mach dir klar, dass ihr Verhalten keine böse Absicht ist, sondern ein Teil ihrer Persönlichkeit. Deine Partnerin leben in einer vollkommen anderen beziehungsweise gedämpften Gefühlswelt und das hat seine Gründe.
Gehe offen mit dem Thema Emotionen um und teile deiner Partnerin mit, wann du dir welche emotionale Reaktion von ihr wünschen würdest. Möchtest du zum Beispiel beim Spaziergen gehen ihre Hand halten, kommuniziere das so und ergreife die Initiative. Damit gibst du ihr etwas Handfestes, was sie umsetzen kann. So unterdrückst du deine eigenen Bedürfnisse auch nicht, denn das führt auf lange Sicht zu Unzufriedenheit. In speziellen therapeutischen Angeboten lernst du, wie du mit gefühlskalten Personen umgehst. Hier bekommst du verschiedenen Input, der dich sensibel für das Denken und Wahrnehmen gefühlskalter Menschen macht.
Quelle:
Psychologie Lexikon: Alexithymie. Verfügbar unter: https://www.palverlag.de/lebenshilfe-abc/alexithymie.html. Stand: 24.03.2019.