Schwangerschaftsübelkeit – Diese Tipps helfen bei Hyperemesis gravidarum

Hilfe bei ständigem Erbrechen in der Schwangerschaft

Hier erklären wir Dir, was Hyperemesis gravidarum ist und zu welche Risiken ständiges Erbrechen in der Schwangerschaft führen kann. Wir geben Dir Tipps, was bei Schwangerschaftsübelkeit hilft kannst und wann ein Besuch bei Deinem Frauenarzt ratsam ist.

Bei einer starken Übelkeit während der Schwangerschaft, die durch ständiges Erbrechen gekennzeichnet ist, sprechen Ärzte von einer Hyperemesis gravidarum. Im Vergleich zur normalen Schwangerschaftsübelkeit verlieren Frauen viel Gewicht und leiden zusätzlich unter einer Dehydrierung. Die Komplikationen treten vorrangig in der Frühschwangerschaft auf. Unbehandelt können sie die Gesundheit von Mutter und Fötus beeinträchtigen.

Expertentipp: Das sagt unsere Hebamme

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Unter Hyperemesis gravidarum versteht man das übermäßige Erbrechen in der Schwangerschaft. Circa 0,3 bis 2% der Schwangeren werden damit diagnostiziert. Das Erbrechen ist so gravierend, dass die Frauen an Gewicht verlieren und dehydrieren. Das Wichtigste in dieser Zeit ist es, Stress zu reduzieren, Flüssigkeit aufzufüllen und auf eine ausreichende Zufuhr von Vitaminen zu achten. Besonders die Vitamine von B6 und B12 sind hierbei zu nennen.

Häufig enden die Symptome zwischen der 12. und 20ten Schwangerschaftswoche. Wichtig! Nehmen Sie diese Symptome sowie die Diagnose ernst! Loryn Luh, Hebamme

Hyperemesis gravidarum: Was ist das?

Die Hyperemesis gravidarum gehört zu den Komplikationen während der Schwangerschaft. Sie äußert sich durch starke Übelkeit, gefolgt von übermäßigem Erbrechen. Übergeben sich Frauen mehr als 5-mal am Tag, kann das eine Dehydrierung zur Folge haben. Die Erkrankung tritt bei etwa 0,2 bis 2 Prozent der Schwangerschaften auf. Bei 0,5 bis 1 Prozent der Fälle bedroht sie das Leben von Mutter und Kind.

10 Tipps bei ständiger Übelkeit in der Schwangerschaft

  1. Mehrmals täglich kleine protein- und kohlenhydratreiche Mahlzeiten.
  2. Stark gewürzte, frittierte, scharfe, zuckerhaltige und fettige Gerichte meiden.
  3. Empfehlenswert sind ballaststoffreiche Nahrungsmittel wie Obst und Gemüse sowie Vollkornprodukte.
  4. Ausreichend Trinken: zuckerfreie Getränke wie Tee und Wasser, die keine Kohlensäure enthalten.
  5. Kräutertees mit Heilpflanzen wie Kamille, Pfefferminz und Ingwer können Übelkeit mindern.
  6. Vor dem Aufstehen ein Glas Orangensaft oder einen leicht gesüßten Tee trinken und dazu einen Zwieback 20 Minuten warten.
  7. Einnahme homöopathischer Mittel (Pulsatilla, Nux vomica).
  8. Situationen und Gerüche (wie Kaffee, Parfum, Fleisch), die das Erbrechen auslösen, meiden.
  9. Vor der 15. Schwangerschaftswoche auf Vitaminpräparate verzichten (Ausnahme Folsäure) Sie können den Magen belasten.
  10. Hausmittel wie der Geruch von Äpfeln oder ein Glas Wasser mit Zitronenscheiben stehen in dem Ruf, ebenfalls positive Effekte zu haben.

Symptome einer Hyperemesis gravidarum

Zu Beginn der Schwangerschaft leiden viele Frauen unter Unwohlsein und Brechreiz. Verbreitet ist eine morgendliche Übelkeit, die sich aber auch über den ganzen Tag ziehen kann.

Eine Hyperemesis gravidarum unterscheidet sich deutlich von der normalen Morgenübelkeit. Betroffene erbrechen sich sehr oft. Die Übelkeit ist so stark, dass sie fast nichts mehr zu sich nehmen können. In der Folge verlieren sie viel Gewicht.

Steht dem Körper nicht genug Energie zur Verfügung, baut er Fette ab. Das führt dazu, dass sich vermehrt Abfallprodukte (Ketone) ansammeln, die zu einer Ketose führen. Diese äußert sich durch:

  • Schwindelgefühl
  • Schwäche
  • Bauchschmerzen
  • allgemeines Unwohlsein
  • Mundgeruch (Geruch nach überreifen Äpfeln)
  • Erbrechen

Dehydriert der Körper, kommt es zu Störungen im Elektrolythaushalt. Dieser ist maßgeblich für eine reibungslose Funktion der Körperfunktionen. Häufig zeigen sich Herzrhythmusstörungen und eine erhöhte Herzfrequenz. Zudem kann es zu einer vorübergehenden Schilddrüsenunterfunktion und Leberschäden kommen.

Gut zu wissen: Schwangere, die sich nur gelegentlich erbrechen, keinen Wasserverlust aufweisen und an Gewicht zulegen, sind nicht betroffen.

Starke Übelkeit bis ins 2. Trimester

Die Hyperemesis gravidarum beginnt zwischen der sechsten und achten Schwangerschaftswoche (SSW). Ihren Höhepunkt erreicht sie um die 12. SSW. Nach der 20. SSW lassen die Symptome nach.

Betroffen sind fast nur Frühschwangere in der vierten bis neunten Schwangerschaftswoche. Mitunter halten die Symptome bis zum 3. Trimester an. Die Hyperemesis gravidarum ist der häufigste Grund für eine stationäre Aufnahme von Schwangeren bis zur 20. Schwangerschaftswoche.

Risiken bei ständigen Erbrechen in der Schwangerschaft

Ist die Übelkeit ein ständiger Begleiter, können Betroffene fast nichts zu sich nehmen. Die Kräfte schwinden, zudem belastet die Schwangerschaftskomplikation die Psyche. Dadurch kann es zu Schlafstörungen, Ängsten und Depressionen kommen.

Mangelzustände können zu Nerven- und Gehirnerkrankungen, Blutarmut (Anämie) und Thrombosen führen. Durch das häufige Erbrechen zeigen sich Schäden an der Speiseröhre.

Die Hyperemesis hat ernste Folgen für den Fötus:

  • verringerte Körpergröße
  • zu geringes Geburtsgewicht (mitunter weniger als 2,5 Kilogramm)
  • Frühgeburt

Einen Spontanabort vor der 20. SSW oder plötzlichen Kindstod soll die Erkrankung nicht verursachen.

Behandlung von Hyperemesis in der Schwangerschaft

Bei schwangeren Frauen, die mehr als 5-mal am Tag erbrechen und dabei mehr als fünf Prozent ihres Körpergewichts (über drei Kilo) verlieren, liegt der Verdacht auf eine Hyperemesis gravidarum nahe.

Verlieren Betroffene viel Gewicht und können weder Getränke noch Nahrung bei sich behalten, empfiehlt sich ihnen ein Arztbesuch.

Der Gynäkologe klärt zunächst ab, welche Ursachen der Erkrankung zugrunde liegen. Dazu nimmt er Urin- und Bluttests sowie eine Ultraschalluntersuchung vor. Nicht immer steckt eine Hyperemesis gravidarum dahinter. Weitere mögliche Gründe sind:

  • Migräne
  • Magen-Darm-Erkrankungen
  • Infektionen der Harnwege
  • erhöhter Kalziumspiegel im Blut
  • Essstörungen
  • Mehrfachgeburt
  • Molenschwangerschaft (Fehlbildungen der Plazenta)

Ist die Diagnose gesichert, lindern Medikamente die Beschwerden, darunter:

  • Antihistaminika (Doxylamin)
  • Vitamin B6
  • Antiemetika
  • H3-Antagonisten

Zudem verabreicht der Arzt intravenös Flüssigkeit, die reich an Vitaminen, Glukose und Elektrolyten ist.

Neben eine Änderung des Lebensstils können komplementäre Maßnahmen die Beschwerden lindern, darunter:

  • Akupunktur
  • Massagen
  • autogenes Training
  • Akupressur
  • Elektrostimulation

Krankenhausaufenthalt bei Hyperemesis gravidarum

Schwangere, die kraftlos sind und deutlich an Gewicht verloren haben, sollten dringend einen Arzt aufsuchen. Per Infusion oder Sonden erfolgt eine künstliche Ernährung, um den erheblichen Elektrolyt- und Feuchtigkeitsverlust auszugleichen.

Ist eine Hyperemesis heilbar?

In den meisten Fällen können Ärzte die Erkrankung erfolgreich behandeln. Verschiedene Studien zum Wiederauftreten der Hyperemesis gravidarum gehen von einer hohen Wahrscheinlichkeit aus, dass sie in der nächsten Schwangerschaft erneut auftritt.

Autorin und Herausgeberin zu diesem Artikel

Romy Förster

schwangerschaftsübelkeit

Romy ist Autorin und Mutter zweier Söhne, sie gibt Tipps für den Alltag mit Baby, recherchiert und testet leidenschaftlich gern Babyprodukte und neue Trends. Als Mutter weiß Sie genau welche Kriterien bei Babyausstattung und altersgerechten Spielzeug für Kinder wichtig sind. Autorenseite

Unsere Expertin

Loryn Luh

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Loryn Luh ist Mutter dreier Kinder und Hebamme mit eigener Praxis. Sie bringt ihr Wissen als Hebamme, ihre Erfahrung im Kreißsaal und auf der Schwangerenstation, in ihre redaktionelle Mitarbeit ein. Lory arbeitet seit 2022 an den Inhalten unseres Babyratgeber mit.