Was passiert in der oralen Phase bei Babys?

Orale Phase bei Kindern

Hier erklären wir Dir die orale Phase bei Babys und Kleinkindern. Wir erklären dir, warum Dein Kind alles mit dem Mund erforscht und zu was eine Störung der oralen Phase führen kann.

Kinder unter einem Jahr stecken sich neben ihren Fingern mit Vorliebe Gegenstände in den Mund. Sie erforschen ihr Spielzeug und leicht erreichbare Haushaltsgegenstände mit Lippen und Zunge. Das Verhalten löst bei Eltern Ängste aus, jedoch gehört diese orale Phase zur normalen Entwicklung des Babys zum Kleinkind.

Die orale Phase bei Babys einfach erklärt:

Beginn: Die orale Phase durchleben Kinder ab der Geburt bis zum zweiten Lebensjahr. In dieser Zeit ist der Mund ihre erogene Zone und ihr wichtigstes Sinnesinstrument.

Dauer: Zwischen sechs und zwölf Monaten tritt der Nachwuchs in die oral-sadistische Phase ein. Die orale Stimulation durch Lippenberührung reicht ihm nicht länger zur Befriedigung der Lust aus. Seine innere Spannung baut er mit Beißen und Kauen Dieses Verhalten schmerzt die Mutter, wenn sie ihr Kind stillt.

Ende: Um aus der oralen Phase auszutreten, ist das Kind auf die Unterstützung der Eltern angewiesen. Dafür wählt die Mutter den richtigen Zeitpunkt, um es abzustillen.

So äußert sich die orale Phase bei Kindern

Die Sehschärfe von Kindern entwickelt sich im Laufe ihres ersten Jahres nach der Geburt. In den ersten sechs Monaten ihres Lebens sehen sie ihre Umgebung unscharf. Dennoch erforschen sie diese – mit dem Mund. Diesen beschreibt Freud als erste erogene Zone des Kindes.

Indem es diese reizt – durch Schlucken, Lutschen, Saugen und später Beißen – befriedigt es sein Bedürfnis nach Lustgewinn. Dabei dient ihm die Brust der Mutter als erstes „Lustobjekt“.

Im Laufe der oralen Phase versuchen Kinder, die Finger, Zehen und weitere erreichbare Körperteile in den Mund zu nehmen. Ebenso ertasten sie ihr Spielzeug mit Lippen, Zunge und Gaumen. Sobald sie mit dem Krabbeln beginnen, weitet sich das orale Erforschen auf andere Gegenstände aus.

Alle Dinge in Griffnähe des Nachwuchses untersucht dieser mit dem Mund. Ihre Größe, Konsistenz sowie die Sauberkeit spielen keine Rolle. Daher löst dieses Verhalten bei Eltern vorwiegend aus hygienischen Gründen Bedenken aus.

Die orale Phase, die zu Freuds Phasenmodell der psychosexuellen Entwicklung gehört, ist die Grundlage für die folgenden vier Phasen. Diese bauen aufeinander auf, sodass die orale Periode aus entwicklungspsychologischer Sicht den Grundstein für die kindliche Sexualentwicklung legt.

Darum ist die orale Phase wichtig für die Entwicklung

Bei der oralen Phase geht es dem Kind um die Befriedigung eines inneren Triebs. Es wählt zwischen zwei Möglichkeiten, um die daraus resultierende libidinöse Triebspannung zu reduzieren.

Einerseits stimuliert es den Mund als erogene Zone durch alltägliche Verhaltensweisen wie das Saugen an der Mutterbrust oder der Flasche. Später funktioniert die orale Stimulation durch die Zufuhr fester Lebensmittel. Andererseits reizt es den Mund künstlich, indem es an Spielzeug wie Beißringen lutscht oder nuckelt.

Mit der Verhärtung des Gaumens und dem Austritt der Zähne im Alter zwischen sechs und zwölf Monaten beginnt die oral-sadistische Phase. In dieser findet der Nachwuchs vornehmlich durch das Beißen und Kauen Befriedigung. Das Beißen in die Mutterbrust stellt laut Freud das erste Anzeichen für die kindliche Ambivalenz gegenüber der primären Bezugsperson dar.

Lebt das Kind seine orale Phase aus, öffnet es sich der Umwelt. Es erkundet seine Umgebung. Gleichzeitig lernt es seinen Mund als Mittel zur Bedürfnisbefriedigung kennen. Das geschieht beim Säugen durch die Nahrungsaufnahme sowie die Bildung des Urvertrauens.

Der Austritt aus der oralen Phase ist nach Freud für Kinder entscheidend, um in die nächste Entwicklungsphase überzugehen. Ihr Bedürfnis nach oraler Stimulation überwinden sie mit der Unterstützung der Eltern. Stillt die Mutter ihren Nachwuchs ab, legt sie den Grundstein für den Übergang in die nächste psychosexuelle Periode.

Was geschieht bei einer Störung der oralen Phase?

Eine Störung der oralen Phase tritt ein, wenn dem Kind die orale Stimulation fehlt. Ohne Spielzeuge oder andere Gegenstände, die es mit dem Mund erforscht, beschränkt sich sein Bedürfnis auf die eigenen Finger und Zehen. Entwöhnt die Mutter ihren Nachwuchs zu schnell, kommt es bei diesem zur Verlustangst.

Selbstständig hören Kinder nicht mit dem Säugen oder dem Daumenlutschen auf. Um aus der oralen Phase zu finden, brauchen sie die rücksichtsvolle Hilfestellung durch die Eltern. Diese:

  • lenken den Nachwuchs vom Daumenlutschen ab
  • bemalen den Daumen, um das Nuckeln daran für das Kind unattraktiv zu gestalten
  • loben es, wenn es nicht am Daumen lutscht
  • lesen ihm thematisch relevante Kinderbücher vor, an deren Hauptfiguren sich der Nachwuchs orientiert

Von rabiaten Methoden zum Abgewöhnen, wie dem Herausziehen des Daumens aus dem Mund, sehen Eltern ab. Das Kind versteht sie als Tadel und fürchtet um die Wertschätzung der Bezugspersonen. Das führt zu einem Vertrauensverlust und widersprüchlichen Gefühlen den eigenen Bedürfnissen gegenüber.

Fehlt die Unterstützung der Eltern beim Austritt aus der oralen Phase, manifestieren sich in der späteren Entwicklung des Kindes Spätfolgen. Dazu gehören ein gestörtes Selbstwertgefühl sowie Suchtprobleme. Letztere beziehen sich hauptsächlich auf Nahrung und Nikotin. Zusätzlich bringt Freud Störungen in der oralen Phase mit einer niedrigen Frustrationstoleranz im Erwachsenenalter in Verbindung.

Autorin und Herausgeberin zu diesem Artikel

Romy Förster

Romy ist Autorin und Mutter zweier Söhne, sie gibt Tipps für den Alltag mit Baby, recherchiert und testet leidenschaftlich gern Babyprodukte und neue Trends. Als Mutter weiß Sie genau welche Kriterien bei Babyausstattung und altersgerechten Spielzeug für Kinder wichtig sind. Autorenseite

Unsere Expertin

Loryn Luh

Loryn Luh ist Mutter dreier Kinder und Hebamme mit eigener Praxis. Sie bringt ihr Wissen als Hebamme, ihre Erfahrung im Kreißsaal und auf der Schwangerenstation, in ihre redaktionelle Mitarbeit ein. Lory arbeitet seit 2022 an den Inhalten unseres Babyratgeber mit.