Im Laufe der Schwangerschaft und der Geburt unterliegt der Körper zahlreichen Veränderungen, die er im Anschluss wieder rückgängig macht. Das dauert im Schnitt etwa neun Monate. Die meisten Vorgänge finden in den ersten sechs bis acht Wochen im Rahmen des Wochenbetts statt. Dann zieht sich die Gebärmutter auf die normale Größe zusammen, die Wundheilung setzt ein und die durch das Kind verdrängten Organe begeben sich an ihren Ursprungsort. Danach raten Hebammen und Frauenärzte dazu, mit der Rückbildungsgymnastik zu beginnen. Wir beantworten die häufigsten Fragen zu den Kursen und verraten, warum die konsequente Durchführung der Rückbildungsübungen wichtig ist.
Expertentipp: Das sagt unsere Hebamme
Eine Schwangerschaft fordert unglaublich viel vom Körper. Die Bauchmuskulatur muss Platz machen, die Organe verschieben sich und das zusätzliche Gewicht muss stabil vom Beckenboden gehalten werden.
Gerade deshalb ist es wichtig, den Körper und die Muskulatur nach der Geburt im Rückbildungskurs zu kräftigen. Ich empfehle den Kurs zwischen 10ter und 12ter Woche zu beginnen. Er muss bis zum 9ten Lebensmonat des Kindes abgeschlossen sein. Wenn der Kurs im Zeitraum der ersten 9 Monate nach der Geburt bei einer Hebamme wahrgenommen wird, zahlt ihn die Krankenkasse. Loryn Luh, Hebamme
Was ist Beckenboden-Rückbildung? Warum ist sie wichtig?
Mit den Übungen, die Mütter im Rückbildungskurs erlernen, stärken sie gezielt den Beckenboden. Zudem trainieren sie die Muskulatur von Beinen, Po und Wirbelsäule. Ein kräftiger, stabiler Beckenboden verhindert das Absinken der Harnblase und der Gebärmutter. Er stützt die inneren Organe und ist wichtig für das sexuelle Lustempfinden. Die Übungen im Rahmen des Kurses tragen dazu bei, Schmerzen im Rücken und in den Schultern zu lindern. Sie unterstützen die Rückbildung der Gebärmutter.
Wann melde ich mich an? Wann kann ich beginnen?
Mütter sollten sich erst nach der Geburt für den Kurs anmelden, da dann der Zeitpunkt besser planbar ist. Je nach Art der Entbindung unterscheiden sich die Empfehlungen für den Starttermin. Hat sich der Beckenboden 6 bis 8 Wochen nach der Geburt stabilisiert, können Mütter mit der Rückbildungsgymnastik beginnen. Frauen mit Kaiserschnittnarbe warten noch mindestens 14 Tage. Die Wunde sollte ausreichend verheilt sein und nicht mehr wehtun.
Wo kann ich einen Rückbildungskurs machen?
Anbieter von Beckenbodenkursen sind:
- Hebammen- und Entbindungspflegerpraxen
- Geburtshäuser
- Geburtskliniken
- Yogastudios
- Sportvereine
- Physiotherapeuten
Wie lange dauert ein Rückbildungskurs?
Der Rückbildungskurs umfasst zehn Termine mit einer Dauer von 60 Minuten. Er findet innerhalb von vier bis acht Wochen jeweils an ein bis zwei Tagen statt. Zwischen den Treffen ist es wichtig, allein zu Hause weiter zu üben, um den Beckenboden nachhaltig zu stärken.
Wer übernimmt die Kosten für den Kurs?
Nach der Geburt erstatten die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten für den Rückbildungskurs. Sie übernehmen die Gebühren für maximal zehn Stunden. Das gilt in den meisten Fällen auch für Onlinekurse.
Voraussetzung ist, dass der Kurs von einem Entbindungspfleger oder einer Hebamme durchgeführt wird und die Teilnehmerin den Rückbildungskurs innerhalb von neun Monaten nach der Entbindung abschließt.
Bei Privatversicherten erstatten die meisten Kassen den Kurs. Ob das auch für den Unterricht im Internet gilt, bringen sie vorab in Erfahrung.
Rückbildung online allein zu Hause oder in der Gruppe?
Ein Rückbildungskurs direkt vor Ort bietet viele Vorteile. Zu jedem Termin plant der Leiter passende Übungen, die aufeinander aufbauen und den derzeitigen gesundheitlichen Zustand der Mutter berücksichtigen. Zudem kontrolliert er die richtige Haltung bei der Durchführung. Frauen haben die Möglichkeit, direkt Fragen zu stellen.
Viele Mütter freuen sich darüber, sich mit anderen Müttern auszutauschen und ihrem gewohnten Alltag zu entfliehen. Allerdings bergen die Treffen vor allem im Winter die Gefahr, sich mit Atemwegserkrankungen anzustecken.
Bei einem Online-Kurs entfällt die Anfahrt. Zudem brauchen Teilnehmerinnen keinen Babysitter für größere Geschwisterkinder oder das Baby (sofern der Kurs ohne den Nachwuchs stattfindet). Sie sind zeitlich flexibel und können zu jeder Zeit eine Video-Lektion abrufen. Optional nehmen sie an Live-Sessions teil, bei denen es möglich ist, direkt Fragen zu stellen.
Viele Frauen fühlen sich allein und in heimischer Atmosphäre wohler als in einer Gruppe mit Fremden, sodass die regelmäßige Teilnahme weniger Überwindung kostet. Zudem spornen die Lektionen dazu an, öfter als ein oder zwei Mal pro Woche zu trainieren.
Unsere Hebamme Loryn Luh informiert über
die Aufgaben eines Rückbildungskurses
- Schließen der Rektusdiastase (Spallt zwischen den graden Bauchmuskeln)
- Kräftigung der Grundspannung und Funktion des Beckenbodens
- Anleitung zu einem gutem, schonendem Alltagsverhalten für den Beckenboden
- Üben einer guten Körperhaltung
- Bessere Wahrnehmung des eigenen Körpers, eigene Grenzen erkennen.
- Narbengewebe wieder in die Funktion bringen
- die eigene sexuelle Empfindsamkeit stärken
- Erlernen von Tricks zur Selbsthilfe bei Beckenbodenproblemen
- Mama Baby Netzwerk
- Inkontinenzprophylaxe
Was passiert, wenn ich kein Beckenbodentraining nach der Geburt mache?
Die Schwangerschaft und die Geburt strapazieren den Körper. Sie schwächen die Sehnen, Muskeln und Bänder der Körpermitte und beeinträchtigen deren Funktion. Das macht sich entweder sofort oder erst viele Jahre später bemerkbar. Häufig kommt es zu einer funktionalen Einschränkung der Muskeln im Bereich von Beckenboden, Rücken und Bauch. Zudem können sowohl Frauen, die vaginal entbanden als auch Mütter, die einen Kaiserschnitt hatten, im späteren Verlauf ihres Lebens unter Inkontinenz leiden.
Durch eine schwache Körpermitte ergeben sich zahlreiche Probleme:
- Druck im Unterleib
- sexuelle Unlust
- Inkontinenz
- Schmerzen im Beckenbereich
- Beschwerden im Bereich von Rücken und Becken
- Absenken der Gebärmutter und Blasenvorfall möglich
- schlechte Haltung
- Verlust des Wohlbefindens durch unschön geformte Körpermitte
Wann sollte man mit einem Rückbildungskurs nach einem Kaiserschnitt beginnen?
Auch wenn das Kind nicht durch die Beckenbodenmuskulatur herausstritt, hält sie während der Schwangerschaft enorme Belastungen aus. Daher sollten Frauen nach einer Sectio caesarea einen Rückbildungskurs besuchen.
Bei einem Kaiserschnitt dauert die Rückbildung wesentlich länger als bei einer vaginalen Geburt. Mehrere Monate können verstreichen, bis Mütter schmerzfrei sind. Im Wochenbett unterstützen sie den Prozess durch Übungen, die den Kreislauf in Schwung bringen und die Muskeln sanft stärken. Dazu hilft es, den Beckenboden im Alltag anzuspannen und wieder zu entspannen.
Die eigentliche Rückbildungsgymnastik empfiehlt sich erst nach 8 bis 12 Wochen. Diese stärkt den Beckenboden, unterstützen den Rücken und festigen das Gewebe. Wichtig ist, dass Übungsleiter den Zustand der Kaiserschnittnarbe berücksichtigen und die Übungen anpassen, um Schmerzen zu vermeiden.