Transgenerationales Trauma

Vererbbar ist es nur bedingt, und doch überträgt sich ein transgenerationales Trauma immer wieder an nachfolgende Generationen. Doch was sind die Symptome und woher rührt der Umstand, dass ohne genetische Vererbbarkeit dieses Phänomen in Folgegenerationen auftritt? Wir beleuchten diese Fragen und geben wertvolle Infos und Tipps, damit auch du dich von einem eventuell gleichgearteten Trauma befreien kannst.

Krisen, Kriege, Missbrauch oder Unterdrückung fügen der menschlichen Seele Stress zu. Dieser verändert, wenn du ihm lange genug ausgesetzt bist, dein Handeln und sogar deine Persönlichkeit. Diese Veränderungen wirken sich wiederum auf dein Umfeld aus. Familie und Freunde bekommen sie zu spüren. Meist sind es jedoch die Kinder, die Verhaltensmuster annehmen oder auf sich übertragen lassen. Hier liest du über erste Anzeichen der Traumatisierung und über Wege, mit ihr umzugehen oder bei der Heilung zu helfen.

In Stichpunkten sieht das so aus:

1.) Was sind die Auslöser der Traumatisierung?
2.) Wie kann so ein Trauma an eine neue Generation übertragen werden?
3.) Kann der Traumatisierte der Folgegeneration selbst helfen?
4.) Welche Möglichkeiten der Therapie gibt es?
5.) Befindest du dich in einer Endlosschleife?

Möglichkeiten

Das Gefühl der Angst kennt jeder Mensch. Doch immer mehr Menschen auf der Welt leben in einem anhaltenden Zustand der Furcht. Am schlimmsten betroffen sind diejenigen, die in Kriegsgebieten zu überleben versuchen. Aber auch Solche, die vor Folter oder Hunger auf der Flucht sind. Missbrauchte Kinder verbringen Jahre und Jahrzehnte in Angst, misshandelten Partnern geht es ebenso. Doch selbst die vergleichsweise simple Angst um die eigene Existenz ist ein Faktor. Durch die konstante Furcht entwickeln sich Verhaltensmuster, um sich zu schützen. Hinzu kommt der konstante Stress, den die Gesamtsituation verursacht. Diese Anspannung ist für das Umfeld der betroffenen Person immer präsent und spürbar.

Verschiedenartige Übertragung auf die Kinder

In manchen Fällen müssen Kinder von Traumatisierten am Existenzminimum leben. Auf der Flucht erfahren sie Hunger und Angst. Gleichwohl hören sie Gesprächen zu, welche die Sorgen der Eltern widerspiegeln. Sie sind Zeuge, wie Erwachsene mit sich selbst hadern und weinen. Hier beginnt das Trauma der zweiten Generation. Sobald diese selbst Kinder hat, wird ein transgenerationales Trauma oftmals erneut weitergegeben.

Diesmal bleibt die eigentliche Stresssituation aus, aber die Erzählungen der Eltern tragen dazu bei, ihren Nachwuchs mit den Ängsten vertraut zu machen. Zudem ist das Verhalten dieser Eltern häufig strikt, sie weisen ihre Sprösslinge wiederholt darauf hin, dass sie „nichts erlebt“ hätten. Sind die Kinder traurig, werden sie gemaßregelt, sie sollten sich nicht so anstellen. Diese ständige Zurücksetzung der kindlichen Seele wirkt traumatisierend. Ein transgenerationales Trauma ist geboren.

Transgenerationales Trauma, Hilfe zur Selbsthilfe?

Wenn die übertragende Generation bemerkt, was geschieht, sollte sie dem Ganzen entgegenwirken. Das ist leichter gesagt, als getan. Verhaltensmuster lassen sich nicht so einfach durchbrechen. Es sollte mit leichten Veränderungen begonnen werden. Möglich sind:

  1. Positive Erzählungen, um weder Angst noch Hass weiter zu schüren.
  2. Klärende Gespräche, bei denen den Emotionen in den Geschichten der Vergangenheit herausgenommen werden.
  3. Lob, auch bei Kleinigkeiten.
  4. Einsicht, dass die Geschichte nicht das Leben der Kinder belasten sollte.
  5. Verständnis die Sorgen und Nöte der neuen Generation, ohne diese als Unsinn abzutun.

Transgenerationales Trauma Therapieformen

Da es meistens schwierig ist, sich selbst in dieser Situation zu helfen, empfiehlt sich die Teilnahme an einer Therapie. Häufig besteht diese Therapie aus Gesprächen, welche einzeln, aber auch als Paar möglich sind.

In seltenen Fällen gibt es eine oder zwei Sitzungen für die ganze Familie, damit der Therapeut ein Gesamtbild erhält. In Form von Aufzeichnungen in der Art eines Tagebuchs oder dem Malen von Bildern wird den Ursachen des Traumas auf den Grund gegangen. Therapeuten versuchen dann, den Patienten die Ängste oder den Hass zu nehmen, der sich im Laufe der Jahre in dessen Seele festgesetzt hat.

Weitergabe von Generation zu Generation?

Die Vermutung, ein transgenerationales Trauma könne über mehrere Generationen weitergegeben werden, ist nicht so abwegig, aber eher selten. Meist versuchten die Kinder aus dem Fehlverhalten der eigenen Eltern zu lernen, und diesbezüglich ihr eigenes Verhalten anzupassen. Immer gelingt das nicht, woraus ein weiteres Trauma entstehen kann. Die Gefahr dabei sollte nicht unterschätzt werden, da Erlebtes aus dem Elternhaus in diesem Fall auch in häusliche Gewalt umschlagen kann. In jedem Fall ist professionelle Hilfe angeraten, wenn erste Anzeichen dafür bemerkt werden.

Traumata dürfen nie auf die leichte Schulter genommen werden. Die verletzte Seele eines Menschen kann zu einer Waffe werden, deren Bedienung außer Kontrolle gerät. Um Schaden abzuwenden, darf so ein Problem nicht unter den Teppich gekehrt werden. Vielmehr ist Hilfe das Einzige, das seelische Narben dauerhaft heilen kann.

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