Wie entsteht Gefühlskälte
In der frühen Kindheit entwickelt sich unser Gehirn durch alle auf es einströmenden Informationen. In dieser frühen Zeit unseres Daseins werden über emotionale Impulse die Weichen gelegt, die verantwortlich sind für unser späteres Verhalten.
Diese Erkenntnis legt die Vermutung nahe, dass hier der Grund dafür zu suchen ist, warum Menschen kalt werden. Warum werden Menschen kalt? Mit den verschiedene Gründen beschäftigen wir uns im Folgenden.
Warum sind Menschen Gefühlskalt?
- Menschen haben in ihrer Kindheit nie gelernt mit Gefühlen oder Nähe umzugehen.
- Ein traumatisches Ereignis hat es sie wieder verlernen lassen.
- Im Laufe des Lebens tragen mehrere Ereignisse dazu bei einen schleichenden Prozess in Gang zu setzen.
Die beiden zentralen Hintergründe sind also: Entweder haben Betroffene es als Kind nicht gelernt mit emotionaler Nähe, oder Emotionalität als solcher umzugehen, oder traumatische Erlebnisse löschten die einst bestandene Fähigkeit wieder aus.
Für den unter Gefühlskälte Leidenden ist das meist weniger problematisch, als für seine soziale Umwelt. Gerade nächste Angehörige, wie beispielsweise der Lebenspartner, haben es schwer mit dem Problem umzugehen.
Auf der anderen Seite tragen gefühlskalte Menschen auch eine eigene Last: Es ist ihnen nur sehr schwer möglich sich in andere hinein zu versetzen.
Für Angehörige eine Herausforderung:
- Die Angehörigen sollten viel Toleranz üben
- Rücksichtnahme ist ist oberstes Gebot
- Geduld gehört zum Umgang genauso wie
- die offene und positive Kommunikation
Emotionale Kälte
Untersuchungen ergeben, dass etwa etwa 10 Prozent der deutschen Bevölkerung von dem Phänomen betroffen sind. Interessanterweise Männer häufiger als Frauen. Warum ist das so?
Liegt es an der anderen Emotionalität, die Männer in der Regel an den Tag legen? Liegt es daran, dass Männer angeblich rationaler sind als Frauen. Liegt es daran, dass Männer im berufliche Alltag zu stark gefordert sind?
Viele Fragen, aber noch keine abschließenden Antworten in Sicht. Werfen wir daher noch einmal einen Blick auf das Gefühlsleben Betroffener.
Menschen können kalt werden – nach außen und innen
Von Gefühlskälte Betroffene zeigen nicht nur die bereits erwähnten Merkmale wie die stark eingeschränkte Fähigkeit Zuneigung zu zeigen, oder über ihre Gefühle zu sprechen. In ihrer Gefühlswelt ist oftmals auch eine Nivellierung der Gefühle zu verzeichnen:
So neigen sie auf der einen Seite nicht zu ausgelassener Freude, auf der anderen Seite sind ihnen Regungen wie große Wut oder abgrundtiefe Trauer fremd.
Aber auch ihre Wahrnehmung scheint getrübt zu sein. Dem Menschen ist es eigen über die Mimik seines Gegenübers, über den Kanal der nonverbalen Kommunikation, die Gefühle und Stimmungen des Anderen wahrzunehmen und sein Verhalten entsprechend zu auszurichten.
Leider fällt das dem Betroffenen schwer und du kannst die leicht vorstellen welche Folgen das für ein Gespräch – vielleicht gar für ein persönliches Gespräch haben kann.
Gefühlskalte Menschen – sind nicht gefühllos
In schwereren Fällen haben die Betroffenen zwar Gefühle, wie Angst oder Freude, aber erkennen diese Gefühle nicht als solche. Gefühle sind, wie du ja aus eigener Erfahrung weißt, mit körperlichen Symptomen verknüpft. Das heißt, dass jede psychische Regung ein somatische Korrelat besitzt.
Bei Angst schnellt der Puls in die Höhe, bei Vorfreude fühlst du ein Magenkribbeln. Diese körperlichen Zeichen werden in schwereren Fällen der Gefühlskälte fehlinterpretiert, weil der Betroffene keinen Zugang zum psychischen Korrelat der körperlichen Äußerung hat.
Es entstehen auf diese Weise falsche Interpretationen der persönlichen aktuellen Situation.
Geistige Intelligenz und emotionale Intelligenz
Eine gesunde emotionale Intelligenz kann sich nur entwickeln, wenn eine normale Wahrnehmung der eigenen Gefühlswelt gegeben ist. Sie führt zu einem Verständnis der Gefühle und Emotionen anderer und ist damit die Basis für ein reibungsloses Zusammenleben mit der Gesellschaft und ganz besonders innerhalb der Familie. Du sieht welches Gefahrenpotential hier gegeben ist.
Menschen, die ihre eigenen Gefühle nicht zu erkennen in der Lage sind, können auf der zwischenmenschlichen Ebene nur schwer interagieren, weil ihnen die Erwartungen und Wünsche ihrer Umwelt verschlossen bleiben und sie nicht, oder nur sehr eingeschränkt darauf eingehen können.
Auf der Hand liegt, dass hier die Partnerschaft am direktesten betroffen ist. Das Spannungsverhältnis zwischen kühler Logik und romantischer Empfindung ist offenkundig.
Kälte nicht von Anfang an
Niemandem ist das in die Wiege gelegt worden. Die Probleme können aber bereits in der frühesten Kindheit ihren Anfang nehmen. In den so entscheidenden Phasen der frühen Kindheit, in denen Liebe, Nähe und Anerkennung die zentrale Rolle bei der Entwicklung einer gesunden Psyche spielen, führen negative Erfahrungen zu einer Störung, die im späteren Leben ihren Niederschlag in Form von Gefühlskälte finden kann.
Wenig gefühlsbetonte, sachliche Eltern, übergroße Strenge in der Erziehung, ein unnahbarer Vater, all das hat prägenden Einfluss. Während hier von einem Prozess die Rede ist, kann ein Grund dafür sein, dass Menschen kalt werden auch in einem akuten, traumatischen Erlebnis zu suchen sein.
Hier wird das Gefühlsleben durch einen Schock so stark angegriffen, dass das gesunde emotionale Wahrnehmen verlernt wird. Die Gefühlserkaltung durch ein traumatisches Erlebnis ist als Schutzfunktion der Psyche zu betrachten, die sich so vor weiteren Verletzungen abzugrenzen versucht.
Ist eine Gefühlskälte heilbar?
Das zur Zeit noch unzureichend erforschte Gebiet lässt keine keine zuverlässige Aussage darüber zu, ob und inwieweit eine Besserung durch eine therapeutische Intervention zu erzielen ist.
Eine Therapie kann eine Besserung bewirken – allerdings ist es noch unklar ob das Gefühlserleben des Betroffenen wirklich intensiviert wurde. Aber auch den Angehörigen sollte dringend Aufmerksamkeit geschenkt werden. Aufklärung steht hier an oberster Stelle.
Nur ein umfassend informierter Partner ist in der Lage mit einem Menschen zurecht zu kommen, der sich so stark verändert hat. Hier muss das Bewusstsein dafür geweckt werden, dass die mangelnde Emotionalität des Partners nicht persönlich zu nehmen sein darf.
Aufklärung hilft schon im ersten Schritt dabei Missverständnisse auszuräumen und Verständnis zu schaffen. Das gilt besonders in einer Partnerschaft mit Kindern. Sie sind die ersten Leidtragenden und müssen davor bewahrt werden, dass für sie ein ähnliches Schicksal eingeleitet wird.